Reisetag 57
Kilometer 11.162
Wir schliefen gut in unserem ruhigen, kühlen Zimmer. Morgens gab es im Restaurant des Hotels ein Frühstück.
Aber auch wenn man am Abend vorher die Uhrzeit ausmacht scheint es, dass das Personal immer erst aufsteht und und arbeiten anfängt wenn wir uns an den Tisch setzen. Und dann dauerts halt bis der Kaffee kommt.
Nach dem Frühstück raus aus der Stadt. Die Straße wird etwas besser. Wir fahren ein paar Kilometer nach Osten bis wir nach Süden Richtung Malawi abbiegen.
Wieder auf einer perfekten, neuen Straße. Und die Strecke wird unglaublich schön. Die Straße steigt bis auf knapp 2600 m an. Und es wird wieder richtige kalt. Sind wir schon so verweichlicht oder hat's hier wirklich Temperaturen wie bei uns im März? Schade, dass wir kein Thermometer mit haben.
In schönen Kurven geht es am knapp 3000 m hohen Rungwa vorbei nach Tukuyu. Eine richtiges Bergdorf.
Wir fahren mal wieder entlang der Anbaugrenze zwischen Bananen und Tee, oben Tee, unten Bananen und manchmal beides.
Die Landschaft ist atemberaubend und lässt uns unsere kalten Finger vergessen.
Langsam senkt sich die Straße. Am Ende bis auf 500 m Seehöhe. Es wird merklich wärmer. Wir erreichen die Grenze nach Malawi am Fluss Songwe.
Die Ausreise klappt völlig unproblematisch. Ein großer Vorteil für uns ist es, wenn Immigration, also Polizei und Zoll im gleichen Raum sind. Zuerst brauchen wir als Personen im Pass die Ausreisestempel von der Polizei, dann muss der Zoll die Ausfuhr des Motorrades im Carnet abstempeln.
Hier geht alles ganz schnell. Wie immer werden wir von den Schmeißfliegen der Grenzen, Fixer, Geldwechsler, Versicherungsverkäufer, in einer Traube umlagert. Alex und Marc wechseln die letzten Schilling und siehe da, wie immer, der Wechsler verrechnet sich wieder völlig ausversehen zu seinen Gunsten und schaut dass er weg kommt. An jeder Grenze die gleiche Masche. Alex stellt ihn und er ist "so sorry" über das Missgeschick...
Über den Fluss geht es auf die Malawi Seite. Auch hier alles beinander.
Wir brauchen ein Visum für Malawi. Bis sieben Tage gibt es ein Transit Visum. Das kostet 50 Dollar statt 75, wir hatten aber schon gelesen, dass es nur ungern ausgestellt wird.
Auch bei uns weigern sich die Grenzer. Ein Transit Visum kann man nur auf der Botschaft bekommen. Naja, der Sinn eines "Transit-Visums" erschließt sich dann nicht ganz...aber wir fügen uns wohl oder übel.
Der Rest klappt schnell und unkompliziert. In Malawi muss man eine Road Access Fee, abgekürzt RAF, zahlen. Das Foto auf dem Plakat wirkt bekannt. Ein Audi Werbefoto. Ein neuer A 5 auf einer guten Straße...mit abgeschnittenem Ingolstädter Kennzeichen.
Die Bestätigung für die 20 Dollar pro Motorrad dauert am längsten. Beim Warten lernen wir drei Franzosen kennen. Ältere Herren mit einem gemieteten Hilux die als Hobby Steine suchen und sammeln. Wir reden über den feinen, extrem färbenden roten Staub hier. Ich lerne man nennt das Eisengestein Limonit, der gleiche Grund warum Brasilien komplett roten Boden hat.
Weiter geht's Richtung Karonga. Die Straße hat Anfangs viele Schlaglöcher, wir fahren Slalom, dann beginnt wieder mal eine große Baustelle. Chinesische Ingenieure, Afrikanische Arbeiter. In Karonga kommen wir auf die Hauptachse des Landes, die M1. Direkt an der Kreuzung liegt das Green - Vee Restaurant. Die Damen stellen uns umgehend ein gutes Mittagessen auf den Tisch.
Nun sind wir also in Malawi. Ehrlich gesagt, wenn mich vor der Reise wer zu Malawi gefragt hätte, ich hätte es kaum auf einer Weltkarte gefunden. Das Land ist für afrikanische Verhältnisse nicht besonders groß, "nur" 850 km lang und 350 km breit, 14 Mio Einwohner leben hier. Jede Frau bringt im Schnitt in ihrem Leben 5,5 Kinder auf die Welt.
Und wir bleiben dem Afrikanischen Grabenbruch treu. Der dritte und drittgrößte See des Grabenbruchsystems den wir jetzt besuchen ist der Malawisee.
An dessen Küste geht es noch knapp 100 km nach Süden bis wir nach Chitimba kommen. Hier steht Ed's Chitimba Camp. Ed ist eigentlich Niederländer. Aber an diesem Platz kann man bleiben!
Die letzten Meter, wieder mal, durch tiefen Sand dann sind wir da!
Wunderschöner Sandstrand an dem riesigen, klaren See, Aussicht auf die Berge, kleine nette Hütten. Sicher einer der schönsten und malerischsten Orte an denen wir bis jetzt warten. Das schlägt sich auch in den Preisen wieder. Die Hütten sind schon nicht günstig aber dann kommen noch Frühstück, Abendessen, WLAN dazu.
Den Vogel schießt der Wäsche Junge ab. Wir wollen gerne etwas waschen lassen. Alles ist durchgeschwitzt und voll feinem, roten Limonit - Staub.
Wir bereiten unsere Wäsche vor. Der Junge möchte für unseren, zugegeben nicht grad kleinen, Sack 45 Dollar!
In Malawi lebt über die Hälfte der Bevölkerung von unter 1 Dollar pro Tag.
Der Wäschejunge hatte grob 1 Dollar pro Paar Socken gerechnet, dafür würden auch viele von uns das Waschen anfangen.
Wir können ihn auf 20 Dollar unter handeln. Immernoch ein stolzer Preis. Es kann im Umfeld dieser Touristen-Hotspots nur so sein, dass es für die Einheimischen schlichtweg nicht vorstellbar ist wieviel Geld wir haben...daher auch die Fantasie-Preise.
Es gibt gutes Essen am Essplatz am Strand.
Nach harten Tagen im Tansania Hinterland können wir uns jetzt diesen Luxus.
0 comments:
Post a Comment