Reisetag 41
Kilometer 8093
Heute war es wieder soweit, wir durften ein SOS Kinderdorf besuchen und wir durften Fredrick Ochieng, den Dorf Direktor und ein Mann mit Visionen, kennen lernen.
Für 10 Uhr hatten wir im Dorf ausgemacht. Dorf ist gut. Das SOS Children's Village Nairobi ist sehr groß. Neben dem eigentlichen Kinderdorf gibt es eine Klinik, einen Kindergarten, eine Schule (auch mit externen Schülern) und etwa zwei Kilometer entfernt, eine Lehr- und Ausbildungswerkstatt.
Nairobi ist eines der älteren Dörfer, die Arbeit hier wurde schon 1973 begonnen.
Wir werden herzlich von Fredrick und seinem Programme Director empfangen.
Die Atmosphäre ist gleich entspannt und wir erzählen uns gegenseitig von unseren (Beweg-) Gründen warum wir jetzt alle in Fredricks Büro sitzen.
Hier im Dorf leben 16 Familien in 16 Häusern. Die theoretische Kapazität wären 160 Kinder, derzeit gibt es 143. Neben den 16 Müttern gibt es weitere "Aunties" die die Mütter vertreten wenn diese ihre vier freien Tage pro Monat nehmen.
Auf der anderen Straßenseite gibt es neben der Klinik ein Gebäude für das SOS Family Strengthening Program. Das ist quasi die "SOS Ambulanz". Hier werden Familien in Not beraten und unterstützt um das Aussetzen der Kinder von Anfang an zu verhindern. Die Aufnahme im Dorf soll die allerletzte Lösung sein.
Das Dorf und die Häuser machen einen sehr sauberen, aufgeräumten Eindruck. Die 16 Doppelhaushälften stehen um einen großen Spielplatz herum. In der Mitte steht eine riesige Rutsche, unter der Rutsche ist ein kleines Büro. Hier gibt es fix eine Krankenschwester für die kleinen Wehwehchen und zur Beratung.
Wir besuchen den Kindergarten. Es gibt drei Gruppen die nach Alter sortiert sind und gerade bereiten sich alle auf die Vormittagsteepause vor.
Auch hier gilt die eherne Regel, dass die Kinder zum Schutze ihrer Privatsphäre nicht fotografiert werden dürfen.
Die anderen Kinder sind gerade in der Schule oder an der Ausbildungswerkstatt.
Die Kinder bleiben hier bis sie 23 sind, dann werden sie mit Schulabschluss und Berufsausbildung in die Selbstständigkeit entlassen.
Ein oft nicht einfacher Prozess.
Wie kommen hier die Kinder ins Dorf?
In Kenia gibt es fünf SOS Kinderdörfer und eine Vielzahl weiterer Waisenhäuser. Nicht ohne Stolz berichtet Fredrick, dass sich praktisch alle anderen Waisenhäuser am Vorbild des SOS Kinderdorfes orientiert haben.
Für die Kinder entscheidet ein Familiengericht. Entweder sind sie Vollwaisen oder sie würden ausgesetzt. Wenn das Gericht entscheidet, dass das Kind in ein Waisenhaus muß sprechen sich die Kinderheime untereinander ab wer welches Kind nehmen kann.
Somit kommen die Kinder hier auch von überall in Kenia. Die Leitung des Kinderdorfes versucht bei jedem Kind auch noch so entfernte Verwandte auszumachen. Das Kind besucht diese immer wieder um dann einen Wiederbeginn im eigenen Dorf zu erleichtern.
Die Möglichkeiten mit höheren Schulen und Ausbildungsplätzen im SOS Kinderdorf in Nairobi sind auch im Vergleich in Ostafrika einzigartig. Daher kommen zu den kenianischen Kindern auch noch Kinder aus den Nachbarländern die hier sind um eine höhere Ausbildung zu absolvieren.
Während der Krise im Südsudan 2012 und der folgende Unsicherheit mussten auch Kinder von dort aufgenommen werden.
Unterhalb des Dorfes liegt die Kläranlage des Dorfes und Gewächshäuser und kleine Felder, ein paar Kühe grasen. Die Tiere, Gärten und der Feldbau sind auch zur Ausbildung der Kinder. Und aus noch einem anderen Grund.
Kenia ist ein teures Land. Uns fällt das seit wir über der Grenze sind auch auf. Das Preisniveau ist nur knapp unter unserem. Bei viel geringeren Monatsgehältern.
Die Landwirtschaft ist auch Teil der Versorgung der Kinder. Grundsätzlich versucht Fredrick das Dorf so autark wie möglich zu machen...einfach aus der Notwendigkeit Geld sparen zu müssen.
Man kann hier für etwa 11.000,- € im Jahr die Patenschaft für ein ganzes Haus übernehmen. Für die Mütter und bis zu zehn Kinder. Einige große Firmen haben dies getan. Es gibt auch ein unglaublich starkes Beispiel aus Mombasa: ehemalige SOS Kinder die nun im Berufsleben stehen haben sich zusammengeschlossen und haben selbst die Patenschaft für ein Haus übernommen. Aber das wird eine Ausnahme bleiben. Fredrick bringt es auf den Punkt: die Spender sind "fatique", erschöpft. Es ist wahnsinnig schwer Geld zu mobilisieren und kein bisschen nachhaltig. Vom Staat gibt es ausser Kontrolle garnichts.
Also müssen andere Konzepte der Finanzierung her. Es gibt Hochzeitspaare die hier feiern. Und es gibt ein Guest House. In dem Haus sind fünf Zwei-Bett-Zimmer und eine Gemeinschaftsküche. In einem wunderschönen und sicheren Umfeld. Für gute 20,- € pro Person pro Nacht kann man hier übernachten und unterstützt das Kinderdorf. Wenn man nicht gerade perfekte Freunde in Nairobi hat eine sehr gute Option in diesem Molloch.
Wir fügen das Guesthouse gleich zu der App für Afrika Reisende, iOverlander, hinzu. Wer im Dorf übernachten will kann einfach Fredrick anschreiben (fredrick.ochieng@soskenya.org).
Fredrick hat noch ein weiteres Projekt: neben den Gärten hat das Dorf einen Fußballplatz. Gerade nicht im besten Zustand und bei unserem Besuch weiden Kühe drauf aber er hat die offiziellen FIFA Abmessungen. Eine absolute Rarität in Kenia. Kaum ein Fußballklub hier in der Gegend hat die Möglichkeit auf einem offiziellen Platz mit der richtigen Größe und Grasboden zu trainieren. Die so wichtigen Turniere sind dann aber schon auf großen Plätzen.
In der Nähe gibt es einen offiziellen Platz der von den Vereinen gemietet werden kann und er ist ständig überbucht.
Fredrick möchte den SOS Platz herrichten und dann vielleicht sowas wie eine Fußball-Akademie etablieren.
Selbst für die Kenianische Nationalmannschaft ist es nicht selbstverständlich auf FIFA Plätzen zu trainieren und sie ist immer auf der Suche nach offiziellen Plätzen auf der sie ungestört trainieren kann.
Fredrick schätzt mit 8.000,- bis 10.000,- € könnte er den Platz in einen perfekten Zustand bringen.
Beim Heimfahren sinnieren wir darüber nach ob es nicht möglich wäre einen unserer großen Klubs dazu zu bringen die Renovierung des Platzes zu übernehmen. Was sind schon 10.000,- in diesem Geschäft?
Und wenn dann am Ende die Kenianische Nationalmannschaft im SOS Kinderdorf trainiert und damit Geld für die Kinder generiert wird, gibt es keine bessere Hilfe zur Selbsthilfe?
Der Besuch zeigt uns wieder: wir sammeln für die richtige Organisation. Wir haben auf unserer Reise soviele Probleme mit NGOs erlebt, was ist bei SOS Kinderdorf anders?
Aus unserer Sicht: die Idee Hermann Gmeiners in Imst in Tirol, dass jedes Kind das Recht auf eine Familie und ein Dorfleben hat ist simpel, universell und international. Sie stimmt in jedem Winkel dieser Erde und wird überall verstanden.
Und: die Struktur der Organisation ist flach und es gibt...keine Expats.
Das ganze System, ob Dorf, Krankenhaus oder Schule wird nur von Einheimischen betrieben. Es kommt kein weißer Mann für ein paar Wochen vorbei der meint er müsse seine Ideen und seine Selbstbestätigung einem System überstülpen.
So hart das für uns, unseren Wunsch zu helfen und unseren Wunsch im Ausland was zu leisten ist, wirklich nachhaltig wird man nur ohne uns vor Ort sein. Wir können Geld sammeln damit Hilfe zur Selbsthilfe möglich ist. Aber wir haben hier nichts als "Weise aus dem Abendland" verloren. SOS Kinderdorf hat das verstanden und deswegen sind wir froh für diese Organisation zu sammeln und bitten Euch nochmals die Möglichkeit der Spende über diese Homepage zu nützen!
Danke Euch!
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