Nuweiba - Lost in Nowhere-ba Tag 2

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Wirklich geschlafen haben wir nicht auf dem dreckigen Terminalboden. Im Hintergrund piepste die ganze Zeit eine Sicherheitsschleuse und nach und nach erwachte der Tag.
Infrastruktur ist in jedem Land wichtig und wird in Ägypten massiv beschützt. Auf dem Sinai bedeutet das am Eingang auf das Hafengelände ein MG Posten und am Gebäude ein Schützenpanzer mit MG. An diese Polizei und Armeepräsenz gewöhnten wir uns die kommenden Tage.
In unserem konkreten Fall hieß das aber kein raus und rein vom Gelände und im Hafen gab es keinerlei Möglichkeit was zu trinken und zu essen.
Nüchtern warteten wir auf unseren Zollamts-Chef. Ab acht war Sayed als Tourismus Polizist für uns zuständig. Auch für ihn wurde es ein harter Tag.
Wir liefen von Büro zu Büro, von Amtsstube zu Amtsstube. Unsere zarte Hoffnung, dass der Oberzöllner einfach unser Carnet stempelt und uns schickt löste sich in Luft auf.
Es wurde ein Problem geschaffen und die Lösung des selbst verursachten Problems überforderte dann alle.
Ungelogen etwa 20 Beamten kümmerten sich um unseren Fall, dass sie an diesem Tag nichts anderes taten als hauptsächlich zu warten schien nicht weiter aufzufallen.
Immerhin wurde akzeptiert, dass nach Cairo fahren keine Option war.
Folgende Lösung wurde besprochen: eine Mail vom ADAC Grenzverkehr an den Automobilclub von Ägyptern in Cairo in der bestätigt wird, dass die Bestätigungen echt sind und dann ein Fax aus Cairo an den Zoll.
Soweit so gut weil es ein konstruktiver Ansatz war. Aber in den kommenden Stunden klappte einfach nichts auf Anhieb.
Das Faxgerät des Amtes stand im Vorzimmer des Chefs. Ein karges etwa 8 qm großes Büro. Grundsätzlich saßen hier schonmal zwei Beamte, einer schien nur für das Fax zuständig zu sein, leider funktionierte es die meiste Zeit trotzdem nicht... Außerdem gab es vier abgesessene Ledersessel, hier sollten wir den Großteil unseres Tages verbringen.
Der ADAC und die Dame vom Ägyptischen Club unterstützen uns nach Kräften und irgendwann war dann auch nach Stunden das Fax durch. Nun sollten wir die Grenzgebühr von 1150,- Ägyptischen Pfund pro Kopf zahlen. Umgerechnet knappe 60,- €. Eine so große Summe darf der Ägyptische Beamte nicht bar annehmen. Also zur Bank und einzahlen.
Marc hatte unser Geld und fuhr mit freundlichen zwei Beamten von Bank zu Bank. Es gibt für die Einzahlbestatigungen wohl Vordrucke in die sonst Ägyptische Passnummer eingetragen wird. Die hat aber nur Ziffern. Unsere Passnummern hatten aber auch Buchstaben...ein Ausfüllen war so nicht möglich oder vorstellbar. Drei Banken später war immernoch nichts eingezahlt. Ein alter Postbeamter sperrte dann extra die Postfiliale im Hafen auf und irgendwie machte er unsere Einzahlung möglich. Dann wieder zu Level 2 und von Schalter zu Schalter. Der Zoll schien nun wirklich zu klappen. Eine Versicherung für die Motorräder mußte abgeschlossen werden und irgendwann bekamen wir tatsächlich unsere gelben Ägyptischen Kennzeichen. Wir montierten sie über unsere eigenen Kennzeichen.
Wir waren fast schon beim Starten. Dachten wir. Bis Sayed kam und sagte wir müssten die Kennzeichen wieder abnehmen und zurück geben. Sie hatten uns die Falschen gegeben. Nach 15 Stunden ohne Essen und Trinken und 32 Stunden ohne Schlaf waren wir völlig ausgebrannt. Es gipfelte im Satz Sayeds zu Alex: "Why are you angry, everything is good." Es dämmerte uns langsam, dass unsere Tortur für ägyptische Verhältnisse relativ normal ist.
Gegen 16 Uhr hatten wir ägyptische Kennzeichen, Fahrzeugpapiere und ein abgestempeltes Carnet. Wie frei gelassene Tiere verließen wir Nuweiba, unglaublich glücklich einfach fahren zu können.

Wir wurden durch eine wunderschöne Fahrt über den Sinai belohnt. Alle paar Kilometer kommen Polizei / Armee Posten und zu unserer Sicherheit bekommen wir immer Pickups mit bewaffneten Jungs die mit uns mit fahren.
Manchmal verlieren wir unsere Begleiter leider.
In Sharm el Sheikh angekommen finden wir unser Hotel war in Ordnung und wir wollten nur duschen und was Essen. Etwas naiv gingen wir zu Fuß Richtung Zentrum. Kein Lokal, nichts. Nur Clubs und viel Leerstand. Frustriert gingen wir zurück ins Hotel um dort etwas zu Essen...die Küche hatte aber schon zu. Also brachte uns der Fahrer vom Hotel zu einem Italienischen Lokal (!) und mit Penne und Pizza konnten wir diesen konsequent zähen Tag beenden.

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