Reisetag 70
Kilometer 13965
Heute steht der vierte Besuch eines SOS Kinderdorfes auf dem Programm.
Wir sind um 10 Uhr im Dorf vor den Toren der Stadt verabredet. Und was erwartet uns da!
Morgen wäre der Gründer der SOS Kinderdörfer, Hermann Gmeiner 99 Jahre alt geworden. Aus diesem Grund wird heute im Dorf der "SOS Day" gefeiert, es ist gleichzeitig der zehnte Geburtstag des SOS Kinderdorfes Livingstone. Mit uns kommt der stellvertretende Bürgermeister der Stadt an. Der Village Director Lyford Zulu und der Regional Director Golden Mwinsa empfangen uns herzlich, sofort gehören wir zu den Ehrengästen.
Als erstes gibt es eine Führung. Wir besuchen ein Familienhaus. Es gibt hier 15 Familien in ebenso vielen Häusern. Zu Beginn des Dorfes sollten es 12 Kinder pro Familie sein. Heute möchte man auf 10 kommen und so gibt es derzeit 158 Kinder. Etwa 2000 werden im Family Strengthening Programe in den Kommunen betreut. Livingstone ist für die etwa 250 qkm große Südprovinz zuständig.
Die Kinder kommen zuerst in staatliche Fürsorge, dann kommen Einzelne in das SOS Kinderdorf. Erstes Ziel ist es die Waisen bei Verwandten unter zu bringen und lieber diese zu unterstützen. Arbeit gibt es genug. In Zimbabwe sind 11% der Kinder Waisen.
Auch in Livingstone ist die "Budgethoheit" der Familien höchstes Gut. Die Mutter und die Kinder entscheiden gemeinsam wofür ihr zugeteiltes Geld ausgegeben wird. In dem von uns besuchten Haus steht ein Fernseher. Man hat ihn sich erspart. In vielen anderen Häusern gibt es keinen. Wie leicht wäre es für uns 15 Fernseher zu besorgen. Und wie falsch wäre dieser gut gemeinte Wunsch der "Entwicklungshilfe". Man entzieht Verantwortung, man entmündigt und die, die sich etwas erspart oder erarbeitet haben stehen als Dumme da. Im schlimmsten Fall wird dann für alles die Spende oder Kostenübernahme erwartet. Die Entmündigung und Erniedrigung eines ganzen Kontinents wie wir es in anderen Ländern so eindrucksvoll gesehen haben.
Welch ein schöner und wichtiger Unterschied ist das SOS Kinderdorf. Erziehung zur Selbstständigkeit bis zum jüngsten Kind. Niemals würde das mit Expats gehen.
Nach dem Haus geht es zum Festplatz. Wir dürfen auf der Ehrentribüne in der ersten Reihe Platz nehmen und fühlen uns schrecklich under dressed.
Die Veranstaltung beginnt mit der Zambischen Hymne und einem Gebet. Dann führen die Kinder Reih um vor. Gedichte, Lieder, einen Sketch und immer wieder eindrucksvolle lokale Tänze. Das zentrale Thema ist "Together" der Slogan der Veranstaltung "Together we can ensure that no child grows allone" Der zentrale SOS Wunsch lautet "Every child belongs to a family and grows with love, respect and security."
Wie wichtig "gemeinsam" und "Familie" wirklich sind merkt man erst wenn man unter lauter Waisen ist und sich versucht in die Schicksale der Kinder vor einem zu denken.
Schöne Zitate sind das so passende afrikanische Sprichwort "It takes a village to raise a child" und der eindrucksvolle Refrain eines der Lieder "Leave no child behind Africas development!"
Besonders berührend finde ich das Lied des Kindergartens das nur aus den Zeilen
"And when they ask us who we are and where we come from?
Is all we tell them I come from SOS!" besteht.
Den Stolz und die Dankbarkeit den schon die Kleinsten herausschreien!
Die Älteren zeigen wirklich gute Tänze. Dass die Kleinen einfach anfangen auf der Bühne mit zu tanzen ist ganz normal. Immer wieder werden die Mütter gebeten heraus zu kommen und auch mit zu tanzen, als Zeichen der Wertschätzung.
Zwischendurch gibt es Reden und am Ende wieder ein Gebet.
Golden Mwinsa, der Regional Director weist den Bürgermeister im Anschluss darauf hin, dass die SOS Organisation in Sambia mit 80 Prozent Spenden finanziert werden muss, nur 20 % kämen vom Staat. Bei den 80 % dankt er uns, als Spendensammler. Welch ein kleiner Tropfen durch uns nur geleistet wird. Wir fühlen uns völlig überbewertet. Wir schaffen es nichtmal unser selbstgestecktes Ziel zu erreichen genug Aufmerksamkeit und Spendenbereitschaft zu erzeugen um 15.000,- € zusammen zu bekommen.
Nach dem offiziellen Festakt sitzen wir bei Häppchen und Getränken zusammen und können uns austauschen. Unsere Motorräder werden von den Kindern entdeckt und werden in Beschlag genommen.
Lyford und Golden laden uns ein. Wir sollen die Motorräder stehen lassen und mit ihnen zu den Victoria Falls fahren. Sie würden sie uns gerne zeigen. Zuerst lehnen wir dankend ab. Für die Beiden war es ein langer Tag. Aber nein, sie meinen es ernst. Eigentlich hatten wir den Besuch für morgen geplant, aber wann bekommt man so eine Chance!
Wir fahren die paar Kilometer zu den Wasserfällen. Lyford war erst gestern hier. Er hatte einen Ausflug für die SOS Mütter organisiert.
Die Geschichte der Victoria Falls wird es hier trotzdem erst morgen geben!
Wir sind so begeistert von der SOS Organisation. In all den Dörfern und in so unterschiedlichen Ländern haben wir so nette, herzliche, gastfreundliche und im positiven Sinne, ähnliche Menschen getroffen!
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