Reisetag 71
Heute ist echter Ruhetag. Genug Zeit um etwas an den Maschinen zu schrauben, zu schreiben und Fotos zu sortieren, es sind einige Bilder dazu gekommen...
Gestern sind wir nach dem SOS Day mit Lyford und Golden an die Victoria Falls gefahren.
Der Sambesi entspringt im nordwestlichen Eck Sambias, im Grenzgebiet zu Kongo und Angola. Er ist namensgebend fĂŒr Sambia. Der Sambesi ist der gröĂte FluĂ Afrikas der in den Indischen Ozean mĂŒndet. Er biegt sĂŒdlich des Malawisees in den Afrikanischen Graben ein ohne den See zu berĂŒhren, der Abfluss des Sees, der Shire flieĂt als Nebenfluss von Norden kommend in den Sambesi.
Bestimmt ist Euch auf unserer Routen-Karte die komische Form Namibias aufgefallen. Namibia hat einen langen Wurmfortsatz nach Osten, bis hier zu uns. Die geht auf die Zeit als deutsche Kolonie zurĂŒck. Der maximal 100 km breite und ĂŒber 500 km lange namibianische Streifen wird der Caprivi - Zipfel genannt. Er wurde Deutschland 1890 gemeinsam mit Helgoland zuerkannt und war der Versuch die beiden deutschen Kolonien SĂŒdwestafrika (Namibia) und Ostafrika (Tansania) zu verbinden. Klappte durch die englische Kolonialisierung Sambias und Simbabwes als Rhodesien dann doch nicht. Der Streifen schuf eine Verbindung Namibias zum Sambesi. Der FluĂ ist aber aufgrund der vielen Stromschnellen und WasserfĂ€lle als Wasserweg kaum nutzbar.
Am gröĂten Hindernis kommen wir grad an.
1855 stand der schottische Missionar David Livingstone hier als erster EuropÀer. Er beschrieb die WasserfÀlle als das Schönste, das er je in Afrika gesehen hat und benannte sie nach Königin Victoria.
Wir verstehen ihn gut.
Schon Kilometer vorher hört man das gewaltige Donnern und sieht die Gischt bis zu 300 m hoch aufsteigen. Der einheimische Name ist Mosi-oa-Tunya was treffender Weise "Donnernder Rauch" bedeutet.
Die Victoria Falls gehören zu den gröĂten WasserfĂ€llen der Erde und sind der breiteste zusammenhĂ€ngende Wasservorhang des Planeten.
Wir zahlen den Eintritt in den Nationalpark und Lyford fĂŒhrt uns ĂŒber die FuĂwege. Zuerst flussaufwĂ€rts. Hier schaut der FluĂ halbwegs friedlich aus. Angeblich kann man hier auch mit Booten fahren und an der Livingstone Insel ganz im Westen könne man ohne Probleme direkt an der Kante schwimmen. Im gleichen GesprĂ€ch bekommen wir von einem Elefanten erzĂ€hlt der flussaufwĂ€rts queren wollte, mitgerissen wurde, sich nicht halten konnte und ĂŒber die FĂ€lle gespĂŒlt wurde und starb. Wir verspĂŒren keine groĂe Lust hier Boot zu fahren oder gar zu schwimmen. Derzeit hat der FluĂ sehr viel Wasser. Nun, in der kalten Jahreszeit nach der Regenzeit schieĂen in der Sekunde 10.000 Qubikmeter, also 10 Mio Liter Wasser, ĂŒber die Kante. Unglaublich eindrucksvoll. Der Fluss kommt genau senkrecht auf die Kante und dann geht es 110 m hinab.
Der geologische Grund sind harte BasaltsĂ€ulen die hier in Nord-SĂŒd- und Ost-West-Kluften stehen. Diese uralten Kluften sind mit weichem Sandstein aufgefĂŒllt. Der Fluss kommt an so ein weiches Gestein, spĂŒlt es langsam aus, bildet so einen Wasserfall bis eine weiter Kluft fluĂaufwĂ€rts ausgespĂŒlt wird und sich der Flusslauf Ă€ndert. Das sieht man hier ganz deutlich. Der Sambesi flieĂt abwĂ€rts der FĂ€lle in einem Zigzag durch schmale, tiefe Schluchten zwischen den BasaltsĂ€ulen durch.
Wir gehen nĂ€her zum eigentlichen Wasserfall. Ăberall werden RegenumhĂ€nge vermietet und verkauft. Durch das warme Klima und die permanente Gischt hat sich hier eine richtige Regenwald Vegetation gebildet. Entlang der Fusswege wird es immer feuchter.
Man fĂŒhlt sich wie bei einer Wanderung in Schottland, nur eben in warm. Und mit unglaublicher Aussicht.
Wir gehen ĂŒber Messers Schneide, ĂŒber die Knife Edge Bridge auf eine SĂ€ule direkt vor den FĂ€llen.
Hundertzehn Meter hoch, 1,7 km breit. Und mit so unfassbar viel Wasser.
Wir sind völlig durchnÀsst und staunen.
Lyford wir gerade das zweite Mal nass. FĂŒr uns.
Wir umrunden die SĂ€ule mit schönen Blicken auf die 1904 erbaute Eisenbahn- und StraĂenbrĂŒcke nach Simbabwe. Bei beiden BrĂŒcken können wir uns nicht vorstellen wie sie damals gebaut wurden. Bei extrem steilen Ufern und in permanenter NĂ€sse. Von den GelĂ€ndern am Weg hĂ€ngen Algen herab.
Lyford hat nun noch eine besondere Ăberraschung. Ăber einen Fussweg kann man 20 Minuten zum "Boiling Pot" absteigen. Hier unten kommt das Wasser nach dem Fall an.
Unglaubliche Gewalten. Eine Kehrströmung bei der man garnicht wissen will was passiert wenn man rein fÀllt.
Die Schlucht hat hier keine 50 m Breite. Das bedeutet das Wasser muss zig Meter tief sein.
Pudelnass wie wir sind stehen wir da und staunen. Dann geht es wieder zurĂŒck bergauf und zurĂŒck ins SOS Kinderdorf. Welch eine Gastfreundschaft von Lyford und Golden!
Die Direktoren mĂŒssen immer wieder auf Kurse nach Innsbruck. Wir hoffen sehr sie bei uns daheim begrĂŒĂen zu dĂŒrfen und versprechen ihnen zumindest einen Ausflug in den Schnee.
Im Hostel geht's erstmal unter die richtig heiĂe Dusche. Wie angenehm.
Den heutigen Tag werden wir völlig zum Ausspannen nĂŒtzen. Ein bisserl Motorrad, ein bisserl einkaufen, Haar- und Bartpflege und dann abends das zweite Spiel Deutschlands. Wir hoffen auf ein Besseres.
Morgen geht es mit der FĂ€hre ĂŒber den Sambesi nach Botswana. Links Zimbabwe, rechts der namibische Caprivi-Zipfel.
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