Reisetag 75
Kilometer 14.988
Jetzt geht es nach Südwesten Richtung Namibia. Durch die berühmte Kalahari Wüste. Bis nach Windhoek sind es gute 800 km. Leider ist genau in der Mitte kein Ort. Wir können heute 300 km oder 500 km fahren, wir müsse uns entscheiden.
Wir nehmen heute die kürzere Strecke und werden in der "Hauptstadt der Kalahari", Ghanzi eine Nacht bleiben. Warum heute die kürzere Etappe? Nun, Deutschland spielt ja um 16:00 Uhr, also kein Risiko eingehen!
Wir frühstücken gemütlich und dann die alltägliche Routine, tanken.
Wir verlassen Maun nach Westen auf der A 3. Anfangs fahren wir durch lichten Wald und Buschland das für die Viehwirtschaft genützt wird. Überall stehen wohlgenährte Kühe, Esel und Pferde.
In anderen Ländern Afrikas steht alle paar Kilometer die Polizei oder die Armee. In Botswana Mitarbeiter des Gesundheitsamtes. Das große Land ist vollständig von verschiedenen, landesweiten Zäunen durchzogen. Man möchte so eine Krankheitsausbreitung zwischen den riesigen Rinderherden vermeiden. Besonders Sorge hat man vor der Maul- und Klauenseuche. Aber wie an den Zäunen vorgehen wenn da eine Straße durchgeht?
Für die Rinder gibt es Kuhgitter wie bei uns. Und die Fahrzeuge die durch den Kuhdreck auf der Straße fahren? Entweder werden die Reifen mit Sprühlanzen desinfiziert oder man muss gleich in ein Bad fahren.
Ausserdem müssen alle Insassen aus- bzw. absteigen und mit den Schuhen auf einen desinfektionsmittelgetränkten Fetzen steigen. Auch die Schuhe im Gepäck müssen wir auspacken und in die Brühe drücken. Schade, vorher waren sie halbwegs sauber.
Die Landwirtschaft nimmt ab und die Bäume weichen endgültig Buschwerk. Jetzt sind wir wirklich in der Kalahari. Die Kalahari ist im eigentlichen Sinne keine Wüste sondern eine Dornstrauchsavanne. Es gibt also Pflanzenbewuchs. Die Kalahari ist das südliche Pendant zur Sahara. Auf beiden Seiten nördlich und südlich des Äquators auf Höhe etwa der Wendekreise werden die vom Atlantik kommenden Passatwinde gezwungen abzusteigen. Dadurch werden sie wärmer, können mehr Flüssigkeit speichern und deswegen gibt es keinen Regen. Nur weil die Kalahari höher als die Sahara liegt (etwa 800 bis 1000 Meter über dem Meer) ist sie kühler. Und weil es den Okavango gibt sind viele Teile auch ohne Regen sehr grün.
Botswana hat einfach nur perfekte Straßen. Die 300 km spüren wir kaum und sind gegen Mittag in der Kleinstadt Ghanzi. Die Kalahari ist die Heimat der San. Ein hochinteressantes Buschvolk das ganz ohne Hierarchien, ohne Handel und ohne Spezialisierungen lebt. Man findet sich in Jagdgemeinschaften zusammen in denen man sich gegenseitig hilft, die Gemeinschaften kann man aber jederzeit auch wieder verlassen kann oder man kann als Neuer dazu kommen. Besonders wehrhaft waren die San mit dieser für uns wunderschön utopisch wirkenden Lebensart natürlich nicht und sie wurden immer weiter in die Savanne verdrängt. Die San die uns begegnen fallen gleich auf. Sie haben eine viel hellere Haut und ein sogenanntes Pfefferkornhaar. Der Kopf ist bedeckt von ganz kleinen, pfefferkorngroßen Haarbüscheln, dazwischen ist Kopfhaut.
Ghanzi ist eine typische Kleinstadt im Nichts. Tankstellen, Supermärkte, Gasthäuser und Hotels mit gesalzenen Preisen. Tja, kommt eben 300 km lang kein Mitbewerber. Wir suchen etwas und landen dann in einem ganz neuen, schönen Bed and Breakfast. Die Nacht ohne Frühstück und Nachmittags ohne fließendes Wasser kostet uns 110 Dollar. Und das war das bei weitem günstigste Angebot.
Aber, es gibt einen großen Fernseher und Fussball. Aber wofür? Jetzt müssen wir uns wenigstens nicht mehr nach Deutschlandspielen richten...
Morgen auf den Kalahari Highway und nach Namibia!
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