Der Tanganyika See

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Reisetag 53

Kilometer 9970

Tanganyika ist der Name des Festlands von Tansania. Nach der Unabhängigkeit und der Fusion mit Sansibar wurde aus Tanganyika und Sansibar das Kunstwort Tansania. An den See grenzen neben Tansania auch die D.R. Kongo, Burundi und Sambia. Er ist nach dem Viktoriasee der zweitgrößte See Afrikas.



Wir befinden uns hier wieder am Afrikanischen Grabenbruch an dem sich die Arabische oder in (menschenunabhängiger) Zukunft auch die Somaliaplatte von der Afrikanischen Platte trennt. Am Jordan, dem See Genezareth, dem Golf von Akaba, dem Roten Meer, im Great Rift Valley und am Viktoriasee waren wir ebenfalls schon an diesem tektonischen Bruch.
Er begleitet uns praktisch schon die gesamte Reise. 
Durch diese Entstehungsgeschichte ist der Tanganyika See sehr tief, nach dem Baikalsee der tiefste See der Erde mit der größten Tiefe von 1470 m. Damit liegt der Grund 688 m unter Seehöhe, der  vierttiefsten Senke der Erde.

Tansania wurde 1885 eine der ersten deutschen Kolonien, Teil von "Deutsch Ostafrika".
Eigentlich sehr spät. Deutsche Händler, insbesondere aus Hamburg haben schon 50 Jahre früher Handelsniederlassungen in Afrika gegründet, die Händler haben immer wieder darauf gedrängt, dass Deutschland auch Kolonien gründet. Ihr Handel wäre somit durch die Deutsche Marine zu schützen gewesen.

Der eiserne Kanzler Bismarck war sicher ein kreuzkonservativer, reaktionärer Politiker aber er war schlau. Er weigerte sich lange gegen Kolonien da er ausser Kosten keinen Nutzen für das Reich sah.
Von Bismarck stammt folgendes Zitat:
"..., daß es schwer zu rechtfertigen ist, die ganze Nation zum Vorteil einzelner Handels- und Gewerbezweige zu erheblichen Steuerlasten heranzuziehen."
In Zeiten in denen ganze, überholte Industriezweige wie die Autoindustrie, sich ihre Gesetze selber schreiben und der Bundesregierung auf der Nase herum tanzen können würde man sich so ein Zitat manchmal sehr wünschen.

Zu den Kolonien: es kam in Deutschland dann doch zum sogenannten Kolonialfieber. Man wollte auch einen "Platz an der Sonne". Ab 1884 wurden Schutzgebiete zu Kolonien und weitere Gebiete erworben oder genommen. In kürzester Zeit entstand das drittgrößte Kolonialreich, nach England und Frankreich.
Hier in Kigoma ist diese kurze Zeit der deutschen Kolonialisierung noch zu spüren. Am Bahnhof und dem Ende der Tanganyika Bahn waren wir ja gestern schon. 
Kaiser Wilhelm hätte 1914 auf Besuch nach Ostafrika kommen sollen, der Ausbruch des Ersten Weltkrieges verhinderte dies, aber es gibt im Ort ein für den Kaiser vorbereitetes Jagdschloss.
Auf dem See verkehrt bis heute als einziges Linienschiff die "Liemba". Diese wurde 1913 (!) bei der Meyer Werft in Papenburg gebaut und in Einzelteilen an den See transportiert. Ursprünglich hieß sie "Graf Götzen" nach einem ehemaligen Gouverneur. 
Im Krieg wurde sie von den deutschen selbst versenkt aber durch die Briten wieder gehoben und weiter verwendet. Mittlererweile sind die Dampfmaschinen durch Dieselaggregate ersetzt. Zuletzt wurde die Bundesregierung 2014 um Unterstützung bei der Renovierung der Liemba gebeten.
Da die Renovierung wohl die Sicherheit des Schiffs nicht wesentlich verbessert hätte wurde das Ansuchen abgelehnt.
Im Dezember ist sie endgültig liegen geblieben und leider, leider dauern die Reparaturen noch an. Wir hatten wirklich überlegt unsere Motorräder auf das Schiff heben zu lassen und mit ihm ein Stück nach Süden zu fahren.

53 - Tanganyika See

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Der See hat gerade, nach der Regenzeit viel Wasser. Bei Jacobsen gibt es zwei Strände, bei beiden stehen die kleinen Strohdächer im Wasser. Der Strand mit den Palmen und den roten Felsen ist unglaublich malerisch. Hier könnte man es auch länger aushalten.
Uns wird ganz fest versichert, dass es hier keine Bilharziose gibt. Also springen wir endlich in unser erstes, afrikanisches Gewässer.
Das Wasser ist weich und warm.

Unser kleines Haus ist perfekt ausgestattet. Die Küche mit dem Geschirr und der Aufenthaltsraum erinnern tatsächlich an eine Selbstversorgerhütte der Norske Turistforening, nur der eiserne Ofen in der Mitte des Raumes fehlt aus naheliegenden Gründen.
Alex besorgte in der Stadt Essen und abends wird nochmal gekocht.

Morgen ist der Ausflug in diese Idylle vorbei und es geht, wahrscheinlich wieder über Schotterpisten und Baustellenumfahrungen, weiter nach Südosten.

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