Ruhetag in Bahir Dar: wir besichtigen den Nil-Wasserfall

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Reisetag 27
Kilometer 5717

Heute gönnen wir uns einen Ruhetag, die Maschinen werden nicht angerührt.
Für 9 Uhr sind wir mit Zenaw verabredet. Er ist mittlerweile Chefarzt. Aber Auto hat man auch in dieser Position keines. Autos sind unglaublich teuer. Als wir auf dem Weg hierher alle drei Motorräder vollgetankt haben zahlten wir dafür das Monatsgehalt einer Krankenschwester.

Wir gehen mit Zenaw ins Marktviertel und bald ist ein kleiner Bus für uns organisiert. 
Schnell sind wir froh, dass wir nicht zu viert auf drei Maschinen gefahren sind. Es sind etwa 30 km und die fast alle auf einer groben Schotterpiste. Wäre anstrengend und staubig geworden.
Wieder vorbei an vielen, vielen Straßendörfern. Äthiopien ist das bevölkerungsreichste Binnenland der Welt.
Die Äcker werden gerade überall gepflügt. Mit Holzpflügen mit kleiner Eisenspitze. Gezogen von zwei Ochsen. Auf dem Weg zum Feld trägt der Vater den Pflug, der Sohn das Kummet und die Ochsen trotten hinterher. Diese Kombination begegnet uns ständig.
Angebaut wird Teff, eine Hirseart und das Äthiopische Grundnahrungsmittel ausserdem Zuckerrohr, Chili und Khat, die Nordafrikanische Kaudroge.  Wohl nicht ganz offiziell aber geduldet und hoch lukrativ.
In den Dörfern wird das berühmte Berbere, einer typischen und überall vorhandenen Gewürzmischung hauptsächlich aus Chili und Salz und dazu mit vielen weiteren Gewürzen wie Koriander, Knoblauch hergestellt. Es duftet überall.
Am Ende der Piste kommen wir in Tis Issat an. 
In Khartoum standen wir ja über dem Zusammenfluss von Blauem und Weißem Nil. 
Jetzt begegnet uns der Fluß wieder. Er entspringt in Äthiopien in über 2700 m Höhe, fließt dann in den Tana See an dem wir gestern gegessen haben um dann hier über eine Felsstufe etwa 40 m hinab zu stürzen. 
Die Breite konnte etwa 400 m erreichen, damit war der Wasserfall der zweitgrößte in Afrika. Seit dem Bau zweier Wasserkraftwerke und der weltweiten Erwärmung hat er nur noch einen Bruchteil der ursprünglichen Wassermenge.
Gerade wird in Äthiopien ein weiterer, riesiger Staudamm gebaut. Zenaw erzählt, jeder Äthiopier muss für diesen Damm im Jahr 300 Bir, etwa 10 €, Sondersteuer zahlen.
Wenn er fertig ist, soll er das gesamte Land mit Strom versorgen. Genannt wird der Damm bezeichnender Weise "Grand-Ethiopian-Renaissance-Dam" in etwa "Großer Damm der Äthiopischen Wiedergeburt".
Die Ägypter haben massiv gegen den Damm protestiert da sie große Angst um ihre Hauptwasserversorgung über den Nil haben. Sie haben sogar mit einem Einmarsch in Äthiopien und einer Sprengung des Damms gedroht. Dafür müssten sie aber durch den Sudan. Nach gutem Verhandeln hat sich der Sudan auf die Seite Äthiopiens geschlagen. Gleichzeitig hat der Sudan mit Äthiopien ein Problem da nun eine Ersatz Pipeline für das Öl und Gas aus Südsudan und Äthiopien unter Umgehung des Sudans nach Dschibuti ans Meer gebaut wird. Finanziert und gebaut durch die Volksrepublik China. Wir erinnern uns an die ehemalige Deckung von 8% des Gesamt-Ölbedarfs Chinas durch den Südsudan.
Der Verteilungskampf um knapper werdendes Öl und Wasser...in Afrika schon längst Alltag.

Im Dorf bekommen wir einen Führer. Er ist hier vom Dorf und hat Tourismus studiert. Er führt uns auf einer schönen Wanderung Richtung Wasserfälle auch über die älteste, von den Portogiesen erbaute Steinbrücke. Und ich kann ihm dabei ein Loch in den Bauch fragen, über die Landwirtschaft hier, über die Häuser.
Das Hauptbaumaterial sind junge Eukalyptus Bäume. Wir haben ihren Duft schon auf dem Motorrad fast immer in der Nase gehabt. Der Eukalyptus war in Äthiopien eigentlich nicht heimisch aber er wächst hervorragend, gerade und schnell. Damit hat er alle anderen Hölzer verdrängt.
Die Stämme werden in der Mitte gespalten (mit Spaltkeilen und archaischen Äxten die an Ötzi erinnern) und aufrecht zu Wänden verbunden. 
Verputzt werden die Wände mit einer Mischung aus Lehm und Teff-Stroh.
Traditionell werden die Dächer mit einer groben Grasart die aber auch als Viehfutter dient, gedeckt. Ganz ähnlich dem deutschen Reetdach. Da das Gras knapp ist ist es viel billiger, und natürlich wartungsärmer, mit Wellblech zu decken. Auch wenn die Isolation mies ist und die Dächer bei Regen unglaublich laut, sieht man fast keine anderen mehr.

Und dann erreichen wir den Wasserfall. Er ist sehr schön und eindrucksvoll. Trotz des
reduzierten Wassers. Wir stellen uns am Fuß des Falles in die Gischt und genießen die Erfrischung. Weiter geht es über eine von den Schweizern erbaute Hängebrücke. In einer kleinen Hütte trinken wir einen Buna, den lokalen Kaffee - im Geburtsland des Kaffees.
Ein kleines Boot bringt uns wieder über den Fluß, zufällig setzt eine Gruppe regionaler Miliz Soldaten mit über, nur erkennbar an den historischen Waffen die sie tragen.
Wieder im Ort verabschieden wir uns von unserem Führer und Zenaw sucht den richtigen Ort mit Tej, wir finden eine kleine Kneipe. 
Tej ist das "Getränk der Könige" ein Honigwein, unserem Met nicht unähnlich, aber mit ganz lecker erfrischendem Geschmack. Angeblich wurde Menelik, der erste König Äthiopiens durch die Königin von Saba und den König Salomon im Tej-Rausch gezeugt.
Für den Tej gibt es keine Firmen oder Brauereien, er wird traditionell durch die Frau im Haus angesetzt...mit der offensichtlich fortpflanzungsfördernden Folge, dass nie jemand sagen kann wieviel Alkohol enthalten ist. Schmecken tut man ihn jedenfalls nicht.
Leicht angeheitert steigen wir in unseren Bus zurück in die Stadt.
In Bahir Dar gibt es etwas auf das Alex schon lange gewartet hat: Chekla Chips mit Injera.
Injera ist ein, ungelogen, lappenförmiger Fladen aus gegorenem Teig aus Teff Mehl. Chekla Chips ist direkt aus der Kühlhälfte geschnittenes Fleisch dass gewürzt und angebraten im siedenden Fett in einer Feuerschale auf den Tisch serviert wurde. Die drei waren begeistert und glücklich und gemütlich Klang der Tag aus.

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