Reisetag 45
Kilometer 8350
Reisetag 45, das bedeutet exakt Halbzeit. In genau 45 Tagen geht unser Flieger von Kapstadt nach Hause.
Halbzeit...nur beim Spendensammeln schaut es nicht gut aus. 23% des Spendenziels nach 50 % der Reise...da wird uns noch einiges bevor stehen.
Auch wenn der südliche Teil sicher anders wird als der nördliche steht uns auch hier noch einiges bevor. Am Nil entlang und durch die Wüste sind wir ziemlich gradlinig von Nord nach Süd gefahren. Wir könnten jetzt über Tansania und Mosambik direkt nach Südafrika fahren aber wir weichen etwas aus um mehr zu sehen. Unsere ersten Ziele werden der Viktoriasee, Uganda und dann Ruanda sein.
In der früh brach ich gemeinsam mit Florian und Julius auf. Wir brauchen noch die Comesa Yellow Card für unsere Motorräder. Comesa bedeutet "Common Market for Eastern and Southern Africa". Eine Handelsunion von derzeit 19 Staaten in Afrika. Hier gibt es eine gemeinsame Haftpflichtversicherung für Fahrzeuge, ähnlich unserer Grünen Karte. Bis jetzt haben wir an den Grenzen immer einzelne Versicherungen für die Länder abschließen müssen oder den fehlenden Versicherungsschutz akzeptieren. Mit der Yellow Card wollen wir uns von nun an an den Grenzen Zeit sparen. Aber dafür müssen wir erstmal in den unendlichen Berufsverkehr eines Montag Morgens in Nairobi.
Die Stadt ist mit ihrer explodierenden Größe und der Zunahme der Fahrzeuge schlicht überfordert. Der Stau beginnt 300 m vom Haus entfernt und man ist froh wenn man mit Schrittgeschwindigkeit voran kommt. Wir setzen Flo an seinem Büro ab und fahren weiter.
Zuerst zur AA Insurance, die ist leider übersiedelt und es dauert etwas bis wir das neue Büro finden. Ja, die Comesa Card haben sie aber sie wird in einem anderen Büro ausgestellt. Und auch nur wenn man eine lokale Versicherung hat. Also erstmal die abschließen und dann zwei Kilometer weiter zum anderen Büro. Mein Bearbeiter kommt einfach mit uns mit. Im zweiten Büro dauerte dann auch wieder länger. Es sind nur zwei Comesa Vordrucke da, also muss ein Moped-Bote erst einen dritten bringen.
Das Bezahlen wird dann wieder schwierig. Die Versicherung ist "Cashless". Man kann nur mit Visa oder MPESA, DEM Handybezahlsystem Kenias, bezahlen. Meine MasterCard geht nicht. Nach langem hin und her wird von irgendwo eine Stahlkassette gezaubert und ganz ausnahmsweise darf ich doch bar bezahlen.
Um 12 sind wir wieder am Haus. Das war eigentlich die Zeitgrenze zum Starten. Wir wollen heute bis nach Kisumu am Viktoriasee. Obwohl es nur etwa 260 km sind veranschlagt das Navi knapp sechs Stunden Fahrzeit. Und wir wollen eigentlich beim Fahren nicht in die Dunkelheit kommen.
Wir essen etwas und verabschieden uns endgültig von unseren unglaublichen Gastgebern. Acht Tage haben wir sie zu sechst heim gesucht, belagert und leer gegessen und sie schaffen es wirklich uns noch glauben zu machen sie seien traurig, dass wir abreisen!
Wir hoffen diese riesige Gastfreundschaft eines Tages in Innsbruck zurück geben zu können!
War fahren nach Westen von der Stadt weg und schnell merken wir warum das Navi so lange veranschlagt. Die Straße ist schlecht und auch nach zig Kilometern von der Stadt weg mit der Verkehrsmasse überfordert.
Hinzu kommt diese sehr spezielle bis suizidale Art des kenianischen Autofahrens. Wir kommen an einigen Unfällen vorbei, zwei Wracks werden vor unseren Augen geborgen.
Wir fahren weiter den Berg rauf, bis auf 2300 m. Die Maschinen verlieren merklich an Leistung, meine geht beim Rollen lassen im Leerlauf ohne Gas mehrmals aus, lässt sich aber jeweils sofort wieder starten.
Hier oben wird auf riesigen Feldern Tee angebaut. Zwischen den Feldern die kleinen, umzäunten Siedlungen mit den umiformen Häuschen für die Teepflücker.
Plötzlich kommen wir an eine Geländekante. Es geht steil bergab mit wunderschönem Blick in das Great Rift Valley.
Das Rift Valley ist ein Teil des Afrikanischen Grabenbruches, quasi der Abspaltung der Arabischen von der Afrikanischen Platte. Und somit mehr oder weniger die tektonische Fortsetzung des Roten Meeres.
Zusätzlich entsteht "gerade" eine weiter Platte als Abspaltung, die Somaliaplatte. Hier bewegt sie sich nach Osten.
Am Talboden angekommen wird die Straße zunehmend besser.
Da wir keine Zeit zu verlieren haben machen wir nur kurze Dattel- und Trinkpausen und einen Tankstopp.
Vorbei geht es an Zebras und Affen durch Nakuru und Kericho.
Fast hätten wir es geschafft in der Dämmerung anzukommen aber als wir an einer Tankstelle nochmal die genaue Adresse des Hotels nachschauen hält ein weißer Kombi neben uns. Es tönt "Hallo Landsmänner" aus dem Inneren. Es sind Christian mit seiner Frau und seiner Tochter aus Bregenz. Sie ist in der Nähe von Kisumu geboren und die ganze Familie trifft sich gerade im Heimatdorf zu einem großen Fest da ihr Bruder gerade Priesterweihe hatte.
Nach einem kurzen Ratsch geht es in die Stadt hinein. Wir stecken zwischen Matatus, den Sammeltaxis, und Baustellen fest. Die Ortsangaben im Internet stimmen nicht. Erst ach vielem Fragen finden wir das Ruma Hotel.
Auf diesem Kontinent gibt es einfach keine Adressen. Straßennamen gibt es, aber keine Hausnummern.
Das Ruma Hotel ist ein sehr nettes und sauberes kleines Hotel und für 13 Dollar pro Kopf haben wir jeder ein Einzelzimmer mit Frühstück.
Der Wirt zaubert uns noch ein Abendessen mit der Nationalspeise Ugali (einer Art Polenta) und dann geht's müde ins Bett.
Wir sind wieder unterwegs!
Jetzt sind wir am berühmten Viktoriasee angekommen, der See ist der größte See Afrikas, der drittgrößte See der Welt und hat ungefähr die Fläche Bayerns.
Der See hat viele Probleme und viele von uns werden ihn aus dem Film "Darwin's Nightmare" kennen. Aber dazu mehr, wenn wir ihn morgen auch wirklich gesehen haben.
Nun gehen auch die Tage in Kenia zu Ende. Morgen wollen wir über die Grenze nach Uganda.
0 comments:
Post a Comment