Morgens geht es früh los. Wir haben über das Hotel eine Führung gebucht.
Vor der Tür sehen wir, dass unsere Maschinen zu schwer für ägyptischen Asphalt sind...die Seitenständer sind im Teer eingesunken.
Wir werden von Aladin unserem Führer und Achmed unserem Fahrer abgeholt.
Im Nachhinein sind wir froh das Fahren von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit nicht mit den eigenen Motorrädern gemacht zu haben. Es hätte uns ewig Zeit gekostet alles zu finden und die Erläuterungen von Aladin, der scheinbar in jedem Land der Welt einen Verwandten hat, waren sehr hilfreich.
Wir starten die Fahrt mit der Beschreibung von Touristenklischees. Japaner und Fotografieren, Chinesen und das Essen, nicht anders als in Innsbruck. Gefallen hat uns aber folgendes Klischee: Woran erkennt man den amerikanischen Touristen in der Arabischen Welt? Er trägt eine kanadische Flagge an der Jacke damit ihn niemand für einen Amerikaner hält.
Angefangen haben wir bei den eindrucksvollen Memnon Kolossen. Zwei Statuen und dem Rest eines Tempels aus dem 14. Jhd vor Christus. Zweimal der dominierende König Amenophis III dem zwei kleine Figuren (Mutter und Hauptfrau) bis zu den Knien reichen.
Memnon ist etwas verwirrend und bezieht sich auf einen Ton den die Figuren durch einen Riss beim Erwärmen in der Morgensonne von sich geben. Diesen Ton gibt es seit einer Restaurierung durch die Römer 199 nach Christus nichtmehr...da waren wir leider zu spät.
Weiter ging es zum Totentempel Ramses des III. Eine der besterhaltenen Anlagen. Zu Beginn der Herrschaft begann der neue Pharao mit dem Bau seines Totentempels. Ziel war es einen Ort zu schaffen in dem dann die Einbalsamierung nach dem Tod (etwa 70 Tage) stattfand. Um so länger der König herrschte um so mehr Zeit für den Tempel und um so größer wurde er.
Ramses III regierte 32 Jahre und war ein großer Krieger. Dies sieht man an den Wandbildern in denen der König beim Kopf-, Beine-, Arme- und Penise abschneiden zu sehen ist.
Wer viel Krieg führt hat viele Feinde und deswegen sind nirgends die Inschriften so tief im Kalkstein eingraviert wie hier. Ramses wollte das so damit niemand die Inschriften rausschlagen oder überschreiben kann.
Weiter ging es zum nächsten Tempel.
Seit dem arabischen Frühling ist der Tourismus in Ägypten um über 90% eingebrochen. Wir kommen an verwaisten Riesenparkplätzen und einer stillstehenden gigantischen Infrastruktur vorbei. Für uns unglaublich. Wir sind in diesen weltbekannten Tourismus-Hotspots fast alleine. Welch ein Luxus. Für die Menschen hier eine existenzvernichtende Katastrophe.
Wir fahren an runter gekommenen Häusern vorbei. Hier hat es die Bewohner doppelt getroffen. Die Regierung vermutet unter den etwa 300 Jahre alten Dörfern weitere Gräber und Tempel und will hier graben. Man hat den Bewohnern eine Frist gesetzt bis wann sie weg sein müssen. Egal wohin, ohne Entschädigung, ohne Ersatzgrund, einfach weg. Natürlich bleiben die Menschen, zuerst bricht das praktisch einzige Einkommen weg und dann soll man das letzte bisschen Besitz, dass man noch hat auch verlassen. Um den Druck auf die Bevölkerung zu erhöhen ist jetzt einfach die Wasserzufuhr zu den Dörfern abgestellt worden...was sind unsere Probleme mit der Ägyptischen Verwaltung dagegen?
Wir erreichen den Hatshepsut Tempel. Der einzige Tempel der in Terrassenform angelegt wurde. Er wurde immer wieder durch Erdbeben beschädigt und immer wieder restauriert. Zuletzt durch eine Polnisch-Agyptische Gruppe. Er wirkt dadurch etwas zu "neu".
Beim großen Anschlag von 1997 töteten hier Terroristen 62 Menschen in den Morgenstunden. Aladin unser Führer hat an diesem Tag auch gearbeitet war aber anders als sonst üblich nicht zuerst zum Hatshepsut Tempel sondern zum Tempel Ramses III gefahren. Somit ist er und seine Gruppe dem Anschlag entgangen. Seitdem hat er nie wieder eine Tour am Hatshepsut Tempel begonnen.
Neben dem Tempel gibt es noch eine Besonderheit, hier sind viele Höhlen die auch als Grabkammern benützt wurden. In einer Höhle fand man 40 Mumien die hier wohl vor langer Zeit in Sicherheit gebracht wurden. Sie wurfen entdeckt nur um sie dann auf den Schwarzmarkt gelangen zu lassen. Der Ägyptische Staat bemüht sich die Mumien wieder nach Ägypten zu bringen, eine hatte es sogar bis nach Kanada geschafft. Es fehlen immernoch acht Mumien...also wer eine zu Hause hat....
Nun kam der Kaffeefahrt-Teil. Hier wird Alabaster abgebaut und verarbeitet. Wir halten in einer Werkstatt. Ein eloquenter junger Mann mit gutem Englisch erläutert die Arbeitsschritte bis zur fertigen Alabaster Vase und zu jedem Schritt fängt ein anderer lächelnder Alter mit dem jeweiligen Werkzeug an.
Die anderen wurden für einen "Welcome-Drink" in den Verkaufsraum gebeten. Wir versteckten uns im Schatten unter einem Baum.
Eine Alabaster Vase mit dem Motorrad von Ägypten nach Kapstadt zu bringen wäre auch nicht wirklich eine Option...
Zuletzt in das Tal der Könige. Am Eingang müssen alle Nationalitäten angegeben werden. Amerikaner, Israelis und Dänen (ja, Dänen, seit den Mohamed Karikaturen 2005) würden persönlichen Polizeischutz bekommen.
Hier im Tal der Könige sind nun wirklich die Gräber der Pharaonen. Um so länger geherrscht wurde um so tiefere Stollen würden in den Fels getrieben um in einer oder mehreren Grabkammern zu enden.
Die Gräber sind schon immer geplündert worden. Die meisten Grabinhalte sind auf der ganzen Welt verteilt oder verschwunden.
Eine Ausnahme war das Grab des berühmten Pharao Tutenchamun.
Er hat nur kurz regiert und das Grab war gar nichts so besonders aber es war über die Jahrtausende übersehen worden und erst 1922 durch Howard Carter wieder entdeckt. Immerhin wurden die beiden Sarkophage und der Leichnam vor Ort gelassen und die restlichen Grabbeigaben katalogisiert bevor sie ins Ausland gebracht wurden.
Unsere Besichtigung endete mit einer Überfahrt über den Nil wieder zurück in die Stadt der Lebenden.
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