Hier stehe ich nun und kann nicht anders

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Reisetag 80

Kilometer 16.060

Heute sollte es einfach auf bekannten Wegen zurück nach Windhoek gehen. 
In der früh nehmen wir Abschied vom "Salty Jakal" und fahren an dem Ortsausgang. Hier steht "Martin Luther". Ein Dampftraktor der 1896 von Deutschland hergebracht wurde und der dafür gedacht war die Waren vom Schiff in Swakopmund ins Landesinnere zu bringen. Dies war bevor die Eisenbahn gebaut wurde. Auf der ersten Fahrt kam er 10 km weit. Dann blieb er liegen und es ging nichts mehr.
Weil Martin Luther am Reichstag von Worms 1521 gesagt haben soll "Hier steh ich nun und kann nicht anders" bekam das Dampfross den Spitznamen "Martin Luther".
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Es verwitterte neben der Straße bis es vor einigen Jahren restauriert wurde und man ein kleines Museum drum herum errichtete.
Wir lächeln etwas über die technische Fehlplanung und fahren weiter. Keine 40 km. Dann höre ich plötzlich Knirschen aus meinem Getriebe und die Maschine rollt aus. Keine Kraftübertragung bei schrecklichen Geräuschen. Mit Glück ist es die Kupplung, mit Pech ist es das Getriebe.
So steh ich also hier und kann nicht weiter. Nach 16.000 km nahezu ohne Probleme hat die alte Lady ein Ernsthaftes.
Geistig war ich schon bei den letzten Fahrtagen, den Abschlussfotos in Kapstadt und jetzt ist erstmal in der Namib Schluss.
Marc und Alex fahren zurück nach Swakopmund. Eigentlich bin ich ganz froh, dass der erste ernste Schaden seit Marcs Radlager der uns trifft hier in Namibia und direkt hinter einer Stadt mit Werkstätten passiert.
Marc und Alex treffen einen Motorradfahrer und halten bei der Polizei. Dort wird für uns bei Marios Motorradwerkstatt angerufen und der fährt sofort los um mich zu holen.
Zwei Namibianer halten noch während ich da so sitze um ihre Hilfe anzubieten. Beide meinen welch ein Glück ich hätte, daß mir dies im Winter passiert. Gut denke ich mir und trinke noch einen Schluck Wasser bei 30 Grad in der prallen Sonne und lasse weiter meine Haut verbrennen.
Marc kommt mit Mario zurück. Er ist wie er selber sagt "Südwester" also Deutsch-Namibianer. 
Er bringt einen Pritschenwagen mit und schnell ist das Motorrad verladen. Also wieder zurück nach Swakopmund. Es gibt schlimmere Orte zum Stranden.
Aber zum Thema Ersatzteile macht mir Mario wenig Mut. Jedes BMW Teil müsste aus Südafrika eingeflogen werden. Im Scherz sage ich, na ja am 12. geht unser Flieger. Er schaut mich an und sagt "Juli? Das schaffen wir nicht". Jetzt gilt es irgendwie improvisiert zu reparieren damit sie noch die 2000 km schafft.
Gemeinsam beginnen wir in der Werkstatt mit dem Zerlegen. Die Mannschaft macht für uns schon eine Überstunde aber wir kommen noch nicht bis zum Kern des Problems. Die Werkstatt ist keine 300 m vom Salty Jakal weg und zum Glück sind unsere Betten bei Jean-Babtiste noch nicht anderweitig vergeben und wir ziehen wieder bei ihm ein.
In der Werkstatt entscheiden wir uns morgen weiter zu machen und ziehen alle in das Bräuhaus von Swakopmund weiter.
Jetzt ist dann wirklich alles auf deutsch. Mit viel Bockbier, Kümmerlingen, Schweinsbraten mit Knödeln und Kraut und Kasspatzen klingt der Tag aus.
Hoffen wir das Beste für morgen.
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