Der nette ältere Herr an der Grenze heißt Zeroug. Er spricht gutes Englisch und schleust uns durch alle nötigen Schritte.
Die Stimmung ist eine völlig andere. Lachende, fröhliche Menschen und auch wenn es wieder seine Zeit dauert glaubt man einen logischen Ablauf zu erkennen.
Wir haben das Gefühl jetzt wirklich in Afrika zu sein. Die Sudanesen fahren mit großen Reisebussen nach Ägypten zum Einkaufen und mit ihren Waren über diese Grenze retour. Der Bus wird vollständig ausgeladen und ein chaotischer Haufen aus riesigen Säcken und großen verpackten Metallessschalen die wie Wagenräder vor sich her gerollt werden, werden von den Besitzern an den Polizisten und Zöllnern vorbei geschliffen.
Währenddessen kümmert sich der Busfahrer um seinen Bus. Für ihn gilt die Carnet Pflicht auch. Er muss den Bus auch aus- und einführen.
Welch ein unglaubliches Geschenk unsere EU ist!
Wir kommen dank Zeroug gut durch. Gegen Mitternacht sind wir alle fertig. Aber Zeroug meinte es wäre nicht schlau wenn wir durch die Nacht fahren, es sei viel Sand auf der Straße. Wir könnten aber bei ihm schlafen.
Argin ist bei sudanesischen Polizisten und Zöllnern nicht beliebt. Völlig im Nichts, ohne Möglichkeit die Familie mitzunehmen. Zeroug kommt deswegen ab und und an für ein paar Wochen um Geld zu verdienen.
Er ist eigentlich aus dem Süden und hat einer speziellen Ausbildung der UN Teilgenommen um Landwirtschaftliche Produkte im Sinne des Zolls zu bewerten. Der Kurs ging durch mehrere Länder von Eritrea bis Südafrika. Was für Welten das sein müssen.
Die Beamten wohnen direkt hinter dem Grenzgebäude in ein paar Containern und Zelten im Sand. Zeroug bietet uns sein Bett in dem spartanischen Container an. Wir trinken gemeinsam einen Tee und legen uns dann aber vor seine Tür auf den Boden. Die Busse rufen immer wieder laut hupend nach ihren Fahrgästen sonst wird es eine erstaunlich gute Nacht mitten in der Wüste und im Sudan.
Mit dem Morgengrauen stehen wir auf und packen schnell zusammen.
Es geht nach Süden, 300 km durch die Wüste und durchs Nichts. Wunderschön und die nicht verzeichnete Straße ist einfach perfekt. Aber langsam wird es heißer heißer.
Unterwegs müssen wir nach und nach aus unseren Benzin Säcken nachfüllen, dann erreichen wir noch Vormittags Dongola. Ein ausgewachsenes Städtchen, an den ersten zwei Tankstellen schauen sie und verständnislos an... No Fuel.
Wir essen zu Mittag und finden dann das nette, schattige Ola - Hotel.
Unser junger Wirt wird von uns gleich eingespannt um nach Sprit zu suchen. Aber soviel wie wir brauchen hat niemand. Bis Khartum sind es 530 km. Drei Maschinen die jeweils gute 6 Liter pro 100 km brauchen...das ergibt eine Satte Menge.
Am Nachmittag heißt es eine Tankstelle habe wieder Sprit, wir sollen da hin fahren. Obwohl sie auf der anderen Seite der Stadt ist finden wir sie leicht. Von beiden Seiten stauen sich die Autos etwa 1 km und warten.
Wir stellen uns mal mit in die Schlange. Viele der Wartenden meinen Motorräder könnten einfach vor fahren. Als wir zu Fuß zu den Zapfsäulen schauen ganz das Gegenteil: das Militär überwacht mit riesigen Schlagstöcken die fraktionierte Abgabe. Jeder erhält 7 Liter. Die Soldaten geben uns zu verstehen, dass Motorräder gar nichts bekommen, nur Autos und Busse.
Wir entscheiden uns erstmal wieder ins Hotel zu fahren.
Angeblich sollen wir es morgen ganz in der früh nochmal probieren.
Sudan war einer der größten Erdölproduzenten, der größte in Afrika. Angeblich hat das Land mal 8% des Erdölbedarfs Chinas gedeckt. Das Problem ist folgendes: die Ölquellen liegen im Südsudan. Von dort führt die Pipeline durch den Nordsudan an den Port Sudan wo das Öl auf Tanker kommt.
Der Südsudan hat keinen eigenen Seezugang. Seit der Abspaltung des Südsudan wurde das Öl mit massiven Steuern im Norden belegt, der Süden war dafür nichtmehr bereit, es kommt zum Streit und jetzt fließt überhaupt nichts mehr. Das ist was wir uns angelesen haben. Die Bevölkerung erzählt uns Schuld sei die Reinigung der großen, landesweiten Raffinerie. Sie produziere deswegen gerade nichts, die Regierung hätte gebunkert hat sich aber verkalkuliert.
Wird wohl beides zusammen kommen und zusammen hängen. Fakt ist, seit Monaten wenn nicht Jahren kommt es zu Treibstoffengpässen und jetzt hat Dongola seit zwei Wochen überhaupt keinen Sprit mehr bekommen.
Wie unser palästinensischer Freund Wissam später so richtig sagte:
"What should all these TukTuk and taxi drivers die? These are not the guys with bank accounts, they live from what they earn per day."
Kein Wunder, dass man Militär braucht wenn man nach zwei Wochen 7 Liter pro Auto verteilt. Und dann kommen da noch drei reiche Ausländer...
Müde fallen wir ins Bett und wissen nicht wie wir am nächsten Tag aus Dongola wieder weg kommen sollen.
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