Durch das Hochwasser

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Von Sharm ging es weiter auf dem Sinai nach Norden. Das letzte Mal bevor es nur noch nach Süden geht. Anfangs noch eindrucksvolle Berge, dann wird es immer flacher. An einem der Kontrollposten fragte man uns wo wir hin wollen...nach Suez. Wir sollten acht geben, es wären sehr starke Regenfälle im Norden. Etwas großmäulig sagten wir, dass wäre kein Problem, wir kämen aus einer "Rainy Country".
Wir fuhren weiter, immer mehr an Geisterstädten von ehemaligen oder noch nie in Betrieb befindlichen Ressorts vorbei. Da die Wüste hier direkt ins Meer, geht gibt es Sandstrand mehr wie genug.
Dann die ersten Stellen auf denen Wasser auf der Straße steht... Wir achten drauf, dass unsere Füße nicht nass werden, und fahren mit dem Verkehr mit. Nördlich von uns ist ganz dunkler Himmel.
Eigentlich hoffen wir dem Regen hinterher zu fahren aber plötzlich fängts dann doch an, erst zu tröpfeln und dann zu Regnen. Und mitten in der Wüste legen wir unsere Regenkombis an.
Wir kommen immer näher an Suez. Eigentlich wollten wir über die alte Straße mit der Fähre nach Afrika übersetzen aber die gibt es nichtmehr. Der ganze Verkehr geht durch einen Tunnel. Leider ist der berühmte Kanal auch vollständig militärisch beschützt und wir sehen nirgends eine Möglichkeit direkt ans Wasser zu kommen. Vor dem Tunnel ist ein langer Stau durch den wir uns hindurch mogeln.
Vorne am Militärposten haben wir noch einen lustigen Ratsch mit den jungen Soldaten, der kostet uns mindestens fünf Zigaretten. Sie ermutigen uns weiter vor zu drängeln und irgendwann fahren wir in Schrittgeschwindigkeit und Gestank unter dem Suezkanal durch. Es wird dunkel. Irgendwie kommen wir durch die chaotische Industriestadt durch und fahren von nun an nach Süden. Das Hotel, wir gebucht haben ist noch 30 km weg, bald sind wir da. Oder auch nicht.
Am Südende der Stadt wieder Stau, eine Straßensperre, die Straße am Roten Meer entlang ist wegen dem schlechten Wetter gesperrt. Wir überzeugen den Posten, dass wir es mit den Motorrädern trotzdem probieren wollen.

Auch wenn wir beide keinerlei gemeinsame Sprache haben verstehen wir uns. Er winkt uns in etwa mit "Ihr seid dann selber Schuld" durch.
Am Anfang kein Problem. Die fast leere Straße in völliger Dunkelheit entlang. Und dann kommen wir in ein Sumpfgebiet. Es ist etwa 10 km lang. Die Unmengen an Wasser suchen sich ihren Weg vom Landesinneren Richtung Meer. Eigentlich kein Problem, da kann's ja ablaufen...aber dummerweise ist die mittlere Begrenzungsmauer der Straße etwa 40 cm hoch. So hoch steht auch das Wasser.  Zwischen LKWs die Wellen wie Motorboote machen fahren wir vorsichtig weiter. Am Anfang versuchen wir weiter die Füsse trocken zu halten geben das aber bald auf. Rechts und links liegen abgesoffene Fahrzeuge die im Wasser die Fahrbahn verfehlt haben. Wir hoffen daß uns nicht das selbe passiert und die Motorräder einfach versinken.
Die BMW hat den Motor tiefer als die Hondas, auch die Luftansaugung. Und dann passierts. Sie schluckt Wasser und ist aus. Vorsichtig steige ich in Wasser ab und schiebe sie zu einer flacheren Stelle wo sie Mal auslaufen kann. Ein Auto dem es genauso gegangen ist lässt sich einfach von einem LKW von hinten durchs Wasser schieben.
Tatsächlich, nach ein paar Minuten lässt sie sich wieder starten. Ist halt doch eine brave Maschine. Mit viel Gas fahren wir weiter, nach ein paar Kilometern das gleiche wieder. Die Hondas weiterhin ohne Probleme, für die BMW ist das Wasser einfach zu hoch.
Mit viel hoffen und probieren startet sie wieder... nur nicht hier mitten im Wasser "stranden".

Und dann hatten wir es geschafft, der Sumpf, jetzt See, war vorbei. Wir und unsere Maschinen sahen schrecklich aus. In einer kleinen Raststätte wurde extra nochmal der Ofen angeschmissen und wir bekamen was Warmes zu essen!
Es war mitten in der Nacht und wir entschieden uns einfach das nächste Hotel anzusteuern. Tatsächlich kam eines. Ein Mövenpick. Wie wir waren gingen wir an die Rezeption und fragten nach einem Zimmer. Freundlich wurde uns mitgeteilt "Sorry fully booked out". Auf Anhieb etwas unglaubwürdig. Bei durch Hochwasser gesperrter Zufahrt und der allgemeinen Buchungslage am Roten Meer. Vielleicht sahen wir einfach zu wild aus.
Wir fragten nach dem nächsten Hotel. 15 km nach Süden. Der Rezeptionist sagte tatsächlich: "But I am sorry that I have to inform you, that the next hotel has only 4 Stars and not 5 like here." Wir lachten bloß und fuhren weiter.
15 km, da waren wir dann auch ganz nah an unserem gebuchten Hotel. Wir kämen um 2 Uhr morgens in einer Mischung aus leer stehendem Hotel und Bauruine an. Der Nachtwächter sperrte uns irgendein Zimmer auf (wohlgemerkt Zimmer Nummer 111103, man wahr mal für mehr ausgelegt...). Es gab keine Bettwäsche, keine Handtücher und alles war schmutzig. Aber es gab eine heiße Dusche!
In der Nacht kam nochmal ein richtiges Unwetter mit Sturm und Regen und wir schliefen wieder mal viel zu kurz...

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